Die Götter proben den Aufstand
Treffen sich 14 Götter auf einer Baustelle… - nämlich zum Probenbeginn der diesjährigen See-Burgtheaterproduktion. Mit „Prometheus – Revolution im Götterreich“ greift Regisseur Simon Engeli einen antiken Stoff auf, der mit seinem Blick auf Machtdynamiken heute noch genauso Gültigkeit hat wie damals. Mit einem Traum-Ensemble geht Engeli ein ambitioniertes Projekt an: Bespielt wird eine grosse Baustelle mit schwindelerregendem Gerüst, mit gigantischem Titan und feuerspeiendem Bagger. Es gibt Puppenspiel, Pyrotechnik, Livemusik, Luftakrobatik – und gekrönt wird alles von einer ordentlichen Portion Humor. Bis zur Premiere am 11. Juli 2024 ist allerdings noch einiges zu tun. www.see-burgtheater.ch
Bei der diesjährigen Produktion des See-Burgtheaters „Prometheus“ tauchen Publikum und Ensemble tief ein in die griechische Mythologie. Das Bühnenbild zeigt allerdings keine weissen Marmorsäulen, sondern die moderne, schwindelerregende Baustelle des Zeiss-Towers. Diese entsteht derzeit im Kreuzlinger Seeburgpark vor dem Seemuseum und wird seit dem 3. Juni vom Ensemble belebt, denn die Proben haben begonnen.
Regisseur Simon Engeli geht es bei „Prometheus“ nicht darum, die Antike aufleben zu lassen, sondern um den allgemeingültigen Kern des Stoffes, der uns heute immer noch etwas zu sagen hat. „Das nämlich ist es, das Mythen seit Jahrhunderten lebendig hält“ so Engeli. Die von ihm geschriebenen Textfassung handelt von der Generationenfolge der Götter. Dabei ist die Geschichte immer die gleiche: Am Anfang gibt es die Idee eines gerechten, gemeinsamen Regierens, einer Demokratie. Es dauert aber nicht lange, da reisst ein Diktator die Macht an sich. Dieses Phänomen durchzieht die Menschheitsgeschichte und ist der ernste Hintergrund der Inszenierung. Dabei wird auch die Frage aufgeworfen, was man dagegen tun kann. In der griechischen Mythologie gibt es dazu eine inspirierende Figur: Prometheus, das Titanenkind, das sich durch seine unbändige, neugierige Energie des Forschens, des Wissenwollens, der Unvoreingenommenheit auszeichnet und gleichzeitig damit, nicht mitzumachen, nicht Teil der Machtdynamik zu sein. Er setzt dem totalitären System etwas Kreatives, etwas Lebendiges entgegen: Er erschafft den Menschen und damit etwas Sterbliches, Verletzliches als Gegenidee zu dem eisernen Herrscher.
So ernst das tönt, ist Engelis „Prometheus“ doch ein humorvolles Stück, das in beeindruckendem Setting mit mitreissender Musik, poetischen Feuerbildern, beissendem Wortwitz und herrlich herausgearbeiteten Figuren besticht. Gespielt werden diese „von einem Ensemble, wie man es sich besser nicht wünschen könnte“, schwärmt Engeli. Es habe richtig Lust dazu, die grosse Bühne – immerhin mit einer Breite von 20 Metern – zu beleben. So ist unter anderem eine Luftakrobatiknummer geplant und sechs Darstellende bewegen einen über vier Meter hohen Titan aus Baustellenmaterialien, der aus einer Mulde aufersteht.
Zunächst treten im Stück alle Götter als zeitgenössische Figuren auf. So etwa der charismatische aber undurchsichtige Architekt Zeiss und seine joviale Frau Vera – später das machthungrige Paar Zeus und Hera. Oder der unsichere, stotternde Bauarbeiter Hephaistos. Als Prometheus auf der Baustelle mit seiner Erzählung von den Göttergenerationen beginnt, zieht er alle so in seinen Bann, dass sie mitten in die Geschichte hineingezogen werden, die Mythologie zum Leben erwacht – und Theatermagie entsteht.
Für musikalischen Zauber sorgt eine dreiköpfige Liveband unter der Leitung des virtuosen Geigers Jurij Drole. Das Bühnenbild wurde von Zeus-Darsteller Giuseppe Spina entwickelt und die Leitung des Puppenspiels hat Rahel Wohlgensinger inne, diesjährige Trägerin des Thurgauer Kulturpreises. Für die Kostüme sind Beate Fassnacht und Klara Steiger verantwortlich. Gespielt wird vom 11. Juli bis 7. August 2024.
Weitere Informationen: info@see-burgtheater.ch, www.see-burgtheater.ch
Serviceinformationen
«Prometheus – Revolution im Götterreich» in der Fassung von Simon Engeli
Die Handlung beginnt mit Prometheus‘ Erzählung vom Sturz des grausamen Uranos durch die Erdgöttin Gaia und deren Sohn, dem Titan Kronos. Kaum auf dem Thron wird dieser ebenfalls zum Gewalttäter. Sein Sohn Zeus lehnt sich dagegen auf und sperrt Kronos in den Tartaros. Beflügelt durch den Sieg beschwört er Gleichheit und Demokratie und verspricht nun Seite an Seite mit seinen Göttergeschwistern vom Olymp aus zu regieren. Zurück auf der Erde bleiben die Unerwünschten: Die Erdgöttin Gaia, das Titanenkind Prometheus und die Ziege Amalthea. Während Gaia Prometheus die Augen für die Schönheit und Verletzlichkeit der Natur öffnet, beginnt Zeus, die alleinige Herrschaft an sich zu reissen. Seine Frau Hera intrigiert dagegen und Zeus statuiert an ihr ein erbarmungsloses Exempel. Daraufhin schickt Gaia die in der Erde schlummernden Ungeheuer gegen ihn in den Kampf. Nach einer grossen Schlacht trägt der Göttervater den Sieg davon. Erschüttert von all der Zerstörung formt Prometheus aus der versehrten Erde zwei Figuren, denen er den Lebensatem einhaucht. Der Mensch ist erschaffen und Prometheus schenkt ihm das Feuer.
Aufführungen
Premiere: Donnerstag 11. Juli 2024, 20.30 Uhr
Aufführungen, jeweils 20.30 Uhr an folgenden Tagen:
Juli
Do 11.7. / Fr 12.7. / Sa 13.7.
Di 16.7. / Mi 17.7. / Do 18.7. / Fr 19.7. / Sa 20.7.
Di 23.7. / Mi 24.7. / Do 25.7. / Fr 26.7. / Sa 27.7.
Di 30.7. / Mi 31.7.
August
Fr 2.8. / Sa 3.8.
Di 6.8. / Mi 7.8.
Die Zuschauertribüne ist überdacht.
Ab 18 Uhr Kassenöffnung. Aufführungsdauer: 20.30 - ca. 22.30 Uhr.
Das Restaurant Schloss Seeburg in Bühnennähe serviert an den Theaterabenden ein spezielles Drei-Gang-Theater-Menü. Reservierungen über das See-Burgtheater.
Eintritt
CHF 54.- (1.-8. Reihe)
CHF 48.- (9.-10. Reihe)
Lernende: CHF 20.-
10% Gruppenermässigung auf Eintritte ab 20 Personen
Eintritt & Theatermenü: ab CHF 103.- (Lernende: CHF 75.-)
Kartenreservation
Die Kartenreservation ist verbindlich. Reservierte und nicht abgeholte Karten werden in Rechnung gestellt. Reservierte Tickets können bis zu 3 Werktage vor dem Vorstellungstermin storniert oder umgebucht werden.
Ab sofort über folgenden Link: www.see-burgtheater.ch/tickets
Ab 18. Juni 2024 telefonisch unter:
+41 (0)71 670 14 00 (Mo – Sa, 10.00 – 14.00 Uhr)
Ensemble:
Prometheus - Judith Johanna Bach
Zeus - Giuseppe Spina
Hera - Sabina Deutsch
Gaia - Augusta Balla
Amalthea - Rahel Wohlgensinger, Puppenspiel
Athene - Moira Albertalli
Hephaistos - Georg Melich
Aphrodite - Lena Pallmann
Artemis - Susanna Heil
Apollon - Pacifico Rodriguez
Demeter - Lena Stark
Die Götterband:
Geige/Poseidon - Jurij Drole
Piano/Hades - Claire Pasquier
Schlagzeug/Ares - Patrick Manzecchi