Eugène de Beauharnais: Vom Vizekönig zum Asylanten
Das Napoleonmuseum widmet seine diesjährige Sonderausstellung unter dem Titel «Eugène de Beauharnais: Vom Vizekönig zum Asylanten» dem geliebten Bruder der Arenenberger Schlossherrin Hortense und dem Erbauer von Schloss Eugensberg. Sein Todestag jährt sich 2024 zum 200-sten Mal. Die Ausstellung kann bis 27. Oktober 2024 besucht werden.
Eugène de Beauharnais plante wohl schon um 1816, sich ganz in der Nähe seiner Schwester Hortense de Beauharnais am Bodensee einen Landsitz zu errichten. So entstand Schloss Eugensberg. Dass sich Eugène zuvor in der Armee seines Stiefvaters Napoleon I. verdient gemacht hatte, dass er bündnisstrategisch eine Tochter des bayerischen Königs Max heiraten musste, in die er sich dann sehr verliebte und dass er als Vizekönig von Italien mit ihr zusammen im oberitalienischen Monza Hof hielt, ist wenig bekannt.
Traumhafte Karriere
Wer also war dieser Mann, dem das Napoleonmuseum seine diesjährige Sonderausstellung mit dem provokanten Untertitel «Vom Vizekönig zum Asylanten» widmet? Eugène de Beauharnais war der Sohn der späteren französischen Kaiserin Joséphine. Wie seine Schwester Hortense, die Mutter Kaiser Napoleons III., stammte er aus der ersten Ehe seiner Mutter Joséphine mit Alexandre de Beauharnais, einem französischen Offizier und Politiker. Dieser verlor während der Revolution sprichwörtlich seinen Kopf. Nur wenig später angelte sich die schöne Witwe Joséphine den legendären General Napoleon Bonaparte. Damit war die Karriere ihres Sohnes vorgezeichnet. Eugène kämpfte an der Seite Bonapartes in Italien, in Frankreich und Ägypten. Ob seiner Tapferkeit und Begabung kletterte er von einer Beförderung zur nächsten. Nachdem sich Napoleon, bereits Kaiser der Franzosen, auch noch zum König von Italien gekrönt hatte, benötigte er dort einen Stellvertreter. Wen wundert es, dass die Wahl auf seinen Stiefsohn Eugène fiel? Kurz nachdem dieser den Posten erhalten hatte, bekam er durch Napoleon gleich auch noch eine Frau "verpasst". Auguste Amalie von Wittelsbach, die Tochter des bayerischen Königs Max. Auguste war ursprünglich für den badischen Kronprinzen vorgesehen, aber dieses Detail interessierte den Kaiser nicht. Trotz der eher taktischen Verbindung entwickelte sich die Ehe zwischen Eugène und Amalie in kürzester Zeit zu einer echten Liebesbeziehung. Das Paar regierte Italien höchst erfolgreich, die beiden waren dort sehr beliebt.
Tiefer Fall
Allerdings nur bis Kaiser Napoleon mit der Grande Armée nach Russland zog und – wie das bei allen europäischen Staaten der Fall war – kaum einer der dort kämpfenden Söhne Italiens wieder zurückkam. Eugène fiel am Ende die trostlose Rolle zu, den Rückzug der Geschlagenen zu decken. Das tat er zwar hoch erfolgreich, gedankt hat es ihm aber kaum jemand. Seinen Kaiser eingeschlossen. Der Vizekönig kehrte nach Italien zurück und hielt sich dort, bis auch er nach der Abdankung Napoleons vertrieben wurde. König Max, sein bayerischer Schwiegervater bot ihm Asyl an. Eine Grosszügigkeit, die der einstige Vizekönig gerne annahm. Zunächst bestand noch die Hoffnung, auf dem Wiener Kongress einen souveränen Staat übertragen zu bekommen, aber diese zerschlug sich bald. Immerhin erhielt er die Titel eines Fürsten von Eichstätt und Herzogs von Leuchtenberg. Eugène richtete sich häuslich in Bayern ein. Wohl wissend, dass ihm auch hier eines Tages die Ausweisung drohte. Denn sein Schwager, Kronprinz Ludwig, hasste alles, was mit Frankreich und mit den Franzosen zu tun hatte.
Am Bodensee
Im Verborgenen bereitete der Fürst für sich und seine Familie ein zweites Asyl vor. Am Bodensee, im Kanton Thurgau, unweit von Konstanz und vor allem ganz in der Nähe seiner geliebten Schwester Hortense. Er errichtete Schloss Eugensberg, oberhalb von Ermatingen. Akribisch, fast rastlos, überwachte er persönlich die Bauarbeiten und trieb die Handwerker an. Hatte er sich übernommen? Waren es die Spätfolgen seiner zahlreichen Verwundungen? Bis heute gibt es keine Sicherheit darüber. Klar ist nur, dass Eugène de Beauharnais zu Beginn des Jahres 1823 mehrere Schlaganfälle erlitt, an deren Folgen er schliesslich starb. Die Welt des beginnenden 19. Jahrhunderts stand für kurze Zeit still und Johann Wolfgang von Goethe seufzte: «Er war einer von den grossen Charakteren, die immer seltener werden, und die Welt ist abermals um einen bedeutenden Menschen ärmer. » Dann drehte sich der Globus weiter.
Zu Gast bei Prince Eugène
Die Ausstellung des Napoleonmuseums lässt ihre Gäste einen rekonstruierten Salon des Vizekönigs erleben. Eine der Besonderheiten besteht darin, dass die Besucherinnen und Besucher sich auf das ausgestellte Mobiliar setzen dürfen und so selbst Teil der Ausstellung werden. Der Vize-König begrüsst seine Besucherinnen und Besucher persönlich und erzählt ihnen seine spannende Lebensgeschichte aus den Perspektiven verschiedener Lebensphasen: als Kind, als Soldat, als Ehemann und Vater, als Vize-König, als Bauherr und Wohltäter und schliesslich als Sterbender. Kostbare Exponate aus den Beständen des Napoleonmuseums und aus einer bisher unzugänglichen Privatsammlung gewähren einen weiteren Blick auf die Persönlichkeit eines Mannes, der früh im Leben starb. Hätte er länger gelebt, würde Europa, würde die Welt heute vielleicht anders aussehen.
Weitere Informationen: www.napoleonmuseum.ch
Napoleonmuseum Arenenberg
Öffnungszeiten:
April bis September: Täglich: 10 bis 17 Uhr
Oktober bis März: Di bis So: 10 bis 17 Uhr
Tel + 41 58 34 574 10, napoleonmuseum@tg.ch
Ausstellung: Eugène de Beauharnais: Vom Vizekönig zum Asylanten
25. April 2024 bis 27. Oktober 2024
Kontakt Arenenberg
Arenenberg 1
CH-8268 Salenstein
www.arenenberg.ch | www.napoleonmuseum.ch
Bistro Louis Napoléon I Hotel Arenenberg
Tel + 41 58 345 80 00
info@arenenberg.ch
Das Napoleonmuseum Arenenberg in Kürze:
Das seit 1855 zu besichtigende Napoleonmuseum Arenenberg ist das einzige deutschsprachige Museum zur napoleonischen Geschichte. Sein Forschungsgebiet reicht von der französischen Revolution bis zum Ersten Weltkrieg. Zu diesem Zweck unterhält das Haus wertvolle Sammlungen verschiedener Genres sowie ein umfangreiches Archiv. Seine ca. 25'000 Bände umfassende Forschungsbibliothek wird laufend erweitert. Seit einigen Jahren unterzieht sich das Napoleonmuseum einem Wandel. Zusätzliche Räume des ehemaligen Schlossguts Arenenberg erlauben es, aus dem bestehenden Haus ein modernes Institut zur Erforschung, Bewahrung und Präsentation der napoleonischen Geschichte zu entwickeln. Die Sammlung umfasst weltweit begehrte Ausstellungsstücke.
Mit jährlich rund 30'000 Besuchern zählt das Museum darüber hinaus zu den Anziehungspunkten des Bodenseegebietes. Regelmässige Sonderausstellungen beschäftigen sich mit Facetten der napoleonischen Geschichte am Bodensee. Der umliegende Landschaftspark ist frei zugänglich. In der «Arenenberger Gartenwelt» können Besucher eine Gartenzeitreise en miniature erleben. Der Museumsshop besitzt den Charme einer Boutique und bietet neben Napoleonika auch regional- und landestypische Produkte an.
Aufgrund seiner Lage am internationalen Bodensee und seiner Geschichte versteht sich das Napoleonmuseum Arenenberg als Mittler zwischen den Staaten. Frankreich, die Schweiz, Deutschland, Italien, England, Polen, die USA: Es gibt praktisch kein Land zu dem die Familie Bonaparte von Schloss Arenenberg aus nicht in Verbindung stand. Dieser Tradition folgend unterhält das Napoleonmuseum umfangreiche internationale Kontakte.
Der Arenenberg in Kürze:
Der Arenenberg verbindet auf einzigartige Weise Landwirtschaft, Genuss, Kultur und Bildung. Er beherbergt nebst dem Hotel- und Gastronomieangebot das Napoleonmuseum mit Schloss und Park, das Ausbildungs-, Beratungs- und Dienstleistungszentrum für Landwirtschaft und ländliche Hauswirtschaft des Kantons Thurgau und das schweizerische Kompetenzzentrum für Musikinstrumentenbau.