Ausstellung enthüllt «2000 Jahre Wein auf Arenenberg»
Die gesamte Region feiert 2025 das Thema Wein. Anlass für das «Weinjahr am Bodensee» ist eine folgenreiche Schmuggelaktion, bei dem der Arenenberg eine zentrale Rolle spielte: In einer Aprilnacht 1925 wurden 400 Rebstöcke der aussichtsreichen Müller-Thurgau-Züchtung vom Arenenberg aus und am Zoll vorbei per Ruderboot ans über 20 Kilometer entfernte deutsche Bodenseeufer verbracht. Vom Arenenberg aus also trat die zu diesem Zeitpunkt noch unbekannte Rebsorte ihren Siegeszug um die Welt an. Das Napoleonmuseum nimmt das Jubiläum zum Anlass, die lange Weinbaugeschichte des Arenenbergs Revue passieren zu lassen. «2000 Jahre Wein auf Arenenberg» ist der Titel der Sonderausstellung, die im Gewölbe des historischen Weinkellers und im «Cinéma» gezeigt wird. Sie öffnet passend am «Tag der offenen Weinkeller» am 1. Mai 2025 ihre Tore. www.napoleonmuseum.ch
Die Schau ist Teil einer Ausstellungskooperation der Museen Thurgau, die im Jahr 2025 unter dem Titel «Fünf Museen, ein Projekt» das Thema Wein in seinen verschiedensten Facetten in den Mittelpunkt stellt. Auf dem Arenenberg geht der Blick weit zurück bis in die Römerzeit. Scherbenfunde deuten darauf hin, dass bereits vor 2000 Jahren in den sonnigen Arenenberger Lagen oberhalb des Untersees die Rebkultur gepflegt wurde.
«Silvana» geleitet durch die Jahrhunderte
Für diese Zeit steht auch die erdachte Weinbäuerin Silvana aus dem ersten Jahrhundert nach Christus, die die heutigen Besucherinnen und Besucher in der Ausstellung durch die Weinbaugeschichte auf dem Arenenberg und am See führt. Ihre Silhouette weist den Weg in den historischen Weinkeller aus dem Mittelalter. In kurzen Texten erläutert sie, worum es an den einzelnen Themenstationen geht und stellt die unterschiedlichsten Experten vor. Sie wiederum vertiefen die Informationen via Audioguide und erzählen von der Geschichte und Gegenwart des Seeweins. Ausgewählte Exponate, teils zum Anfassen, teils unter Glas, teils als animierte Bilder, vermitteln zusätzliche Erlebnisse. Die Themenstationen symbolisieren Weinschiffe mit Fässern und Segeln – einst das wichtigste Transportmittel für Wein am See.
Thurgauer Experten lassen die Besucher wahre Zeitreisen erleben
Urs Leuzinger, der Leiter des Archäologiemuseums berichtet etwa von einem spannenden Pollenfund kultivierter Weintrauben nahe einem römischen Landsitz am Hüttwiler See aus dem ersten Jahrhundert nach Christus. Dominik Gügel, Direktor des Napoleonmuseums, nimmt den Faden auf und erzählt die aufregende Geschichte des Narrenbergs, wie der Arenenberg früher hiess anhand historischer Persönlichkeiten, die alle mit Wein zu tun hatten – beginnend in der Spätantike bis hinein ins 18. Jahrhundert. Dabei entreisst er der Vergangenheit längst vergessene Lebenslinien. Die von Appolonia Brisacher etwa, deren Mann den Arenenberg und seine Rebleute 1499 im Schwabenkrieg verteidigte und fiel. Oder von Kartäuser-Prior Gregor Mentelin, der den Arenenberger Wein so liebte, dass er ihm ein eigenes Büchlein widmete. Oder der Konstanzer Domherr Johann Kaspar Betz von Arenenberg, dessen hochwürdige Stellung als Theologe und bischöflicher Vertrauter ihn nicht daran hinderte, mit den edlen Tropfen seines Landguts Arenenberg schwunghaften Handel weit über die Grenzen des Sees hinaus zu betreiben.
Christina Egli, stellvertretende Direktorin des Napoleonmuseums, enthüllt ein weiteres Geheimnis. Von der Geschichtsschreibung nicht beachtet, wirft es ein neues Licht auf die kaiserliche Familie: Königin Hortense und Napoleon III. interessierten sich intensiv für Wein und die Arbeit mit ihm. Inspiriert durch die Ideen seiner Mutter liess der Kaiser dazu forschen. Er schuf die heute noch gültige Terroir-Klassifizierung und begründete den exzellenten Ruf französischer Reben, die auch auf dem Arenenberg angepflanzt wurden. Kein Wunder, dass sich davon noch heute zahlreiche Flaschen aus dem Jahrgang 1856 erhalten haben, die in der Ausstellung auch gezeigt werden.
Hannes Geisser, dem Direktor des Naturmuseums, fällt die verdienstvolle Aufgabe zu, den Namensgeber der Erfolgsrebe, Hermann Müller-Thurgau, vorzustellen. Der Weinbaupionier aus Tägerwilen kreuzte nicht nur die bekannte Müller-Thurgau-Rebe, sondern sorgte auch indirekt dafür, dass sie weltweiten Ruhm erlangte. Er liess sie nämlich versuchsweise auf dem Arenenberg anbauen. Bei der abenteuerlichen Schmuggelaktion vor 100 Jahren wurde sie von dort - trotz strikten Verbots des deutschen und Schweizer Zolls – an die nördliche Seeseite gebracht. Eine fantastische, fast schon romanhafte Geschichte.
Peter Mössner, der Kellermeister und Leiter des Arenenberger Weinguts erklärt, wie guter Wein überhaupt entsteht. Er zeigt seine weit über 100 Jahre alten Schätze, stellt die aktuellen Kreationen vor und wirft einen kritischen Blick auf die Herausforderungen des Weinbaus der Zukunft am See.
Auch das Nebelmännle, Bacchus und ein Satyr sind mit von der Partie
Über all dem schwebt eine wahrhaft sagenhafte Persönlichkeit, die es ausserdem zu entdecken gilt. Nur wenige kennen sie noch und doch ist sie in vielen Variationen rings um den See präsent: Das Nebelmännle. In ihm und seiner Geschichte kommt die ganze Beziehung der Menschen um den See zum Rebensaft und ihre Ehrfurcht vor dem edlen Getränk zum Ausdruck. Erstmals wurden alle bekannten, teils jahrhundertealten Erzählungen zusammengefasst und in einer gekürzten Version für den Audioguide aufbereitet.
Dann gilt es noch den römischen Weingott Bacchus und seinen Diener, einen Satyr, kennenzulernen, die beide ebenfalls wohl seit der Antike auf dem Arenenberg anzutreffen sind. Sie laden dazu ein, der Musik einer Panflöte zu lauschen, die unweit des Arenenbergs ausgegraben wurde. Dazu sprechen sie ganz in der Tradition antiker Gastfreundschaft die Einladung dazu aus, die schmackhaften Tropfen des Arenenbergers selbst zu probieren – die Degustation ist im Ticketpreis enthalten.
Die Weine können neben dem Shop gekostet werden, wo der zweite Teil der Ausstellung aufgebaut ist. Hier befand sich einst die Küche, von der aus das gesamte Schlossgut versorgt wurde. Ihre Fragmente liegen normalerweise unter einer schweren Bodenklappe verborgen und sind anlässlich der Ausstellung erstmals zu besichtigen. Noch heute beeindrucken sie durch ihre technische Raffinesse. Die Frage, wie und welche Speisen im 19. Jahrhundert zu den edlen Tropfen gereicht wurden, klären begleitende Texte, aber auch Kochbücher, die in analoger und digitaler Form zu konsultieren sind. Kostbares Porzellan, Silber und Kristallwaren runden das Erlebnis ab.
Die ausgewählten Weine vom Arenenberg, die in der ehemaligen Küche probiert werden können, folgen wechselnden Empfehlungen von Charles, einem Diener von Königin Hortense und Prinz Louis Napoléon. Sie werden via Zapfhahn aus einem Kühlschrank in die Gläser gefüllt.
Wer nach Ausstellungsbesuch und Weindegustation bei einem Spaziergang die Aussicht geniessen möchte, schlendert nun durch die Rebhänge Richtung Westen und folgt dabei einem Rundweg mit witzigen Sprüchen über Wein und seinen Genuss. Auch er ist Teil der Ausstellung. Wer ihn absolviert, schmunzelt nicht nur, er lernt dabei auch die auf Arenenberg angebauten Rebsorten kennen.
Bisher nur wenig beachtet, sind es die Weingärten und ihre Produkte, die ein Grünes Band quer durch die Geschichte des Arenenbergs und des Bodensees ziehen. Die Ausstellungen auf dem Arenenberg und in den Museen Thurgau legen davon Zeugnis ab.
Weitere Informationen: www.napoleonmuseum.ch
SERVICETEIL
Napoleonmuseum Arenenberg
Öffnungszeiten:
April bis September: Täglich: 10 bis 17 Uhr
Oktober bis März: Di bis So: 10 bis 17 Uhr
Tel + 41 58 34 574 10, napoleonmuseum@tg.ch
Ausstellung: 2000 Jahre Wein auf Arenenberg
Ab 1. Mai 2025
Preise
Pro erw. Person: CHF 15.–
Kinder und Jugendliche (6 bis 16 Jahre): CHF 5.–
Familienkarte (2 Erwachsene und 2 Kinder/Jugendliche): CHF 32.–
Jahreskarte Erwachsene: CHF 35.–
Eintritt Sonderausstellung im historischen Weinkeller und Cinéma: CHF 8.–
Kontakt Arenenberg
Arenenberg 1
CH-8268 Salenstein
www.arenenberg.ch | www.napoleonmuseum.ch
Veranstaltungen und Angebote rund um das Thema Wein auf Arenenberg
Donnerstag, 1. Mai 2025: «Tag der offenen Weinkeller»
Im Rahmen der «offenen Weinkeller» öffnet das Arenenberger Weingut am Donnerstag, 1. Mai 2025 von 11:00 bis 17:00 Uhr seine Kellertüren.
11:00 und 14:00 Uhr: Geführte Wanderung durch die Arenenberger Reben
Anmeldung an napoleonmuseum@tg.ch oder Tel. +41 58 345 74 10
'Sagen'hafter Wein: Arenenberger Geschichte, die den Genuss verzaubert
Kuratorenführung durch den neu inszenierten Historischen Weinkeller rund um 2000 Jahre Wein am Narrenberg mit anschliessender Degustation.
- Donnerstag, 22. Mai 2025, 17:30 - 19:00 Uhr
- Donnerstag, 17. Juli 2025,17:30 - 19:00 Uhr
- Donnerstag, 11. September 2025,17:30 - 19:00 Uhr
Dauer: ca. 90 Minuten. Kosten: CHF 18.00 pro Person (inkl. Ausstellungsticket und Degustation)
Anmeldung an napoleonmuseum@tg.ch oder Tel. +41 58 345 74 10
Geführte Weinwanderung mit anschliessender Degustation
Wanderung durch die Arenenberger Reben mit anschliessender Degustation.
Jeden 1. Samstag im Monat, 15:00 - 16:30 Uhr, Mai bis Oktober 2025
Dauer: ca. 90 Minuten. Kosten: CHF 18.00 pro Person (inkl. Degustation)
Anmeldung an napoleonmuseum@tg.ch oder Tel. +41 58 345 74 10
Freitag, 5. September 2025 – Lange Nacht der Bodenseegärten
Gemeinsam mit Dominik Gügel, Direktor von Schloss & Park Arenenberg die 2000-jährige Weinkultur des Arenenbergs entdecken.
16:30 bis 18:00 Uhr. Kosten: CHF 18.00 pro Person. Anmeldung via napoleonmuseum@tg.ch oder Tel. +41 58 345 74 10
Wein am Bodensee 2025 – Fünf Museen, ein Projekt
Vor 100 Jahren brachte eine waghalsige Schmuggelaktion die hochinnovative Müller-Thurgau-Rebe vom Arenenberg über den Bodensee auf die deutsche Seeseite – und läutete damit die Verbreitung der heute weltweit erfolgreichsten Weissweinzüchtung ein. Dieses historische Ereignis nehmen die Museen Thurgau zum Anlass für das gemeinsame Ausstellungsprojekt «Wein am Bodensee 2025». Sie vereinen dabei fünf Perspektiven zu einer interdisziplinären Entdeckungsreise, denn jedes Museum beleuchtet das Thema auf seine eigene Weise. Das Museum für Archäologie folgt den Spuren des Weins von der Eisen- bis in die Römerzeit und das Napoleonmuseum öffnet mit einer Ausstellung im historischen Weinkeller den Blick auf 2000 Jahre Weingeschichte auf dem Arenenberg. Das Naturmuseum Thurgau widmet sich dem Weinpionier Hermann Müller und dessen Züchtung der Müller-Thurgau-Rebe und im Historischen Museum Thurgau zeigt sich, wie historische Umbrüche den Weinbau beeinflussten. Nicht zuletzt beleuchtet ein Themenraum in der Kartause Ittingen die Weintradition des ehemaligen Klosters. So wird die Erfolgsgeschichte, die den Bodensee und den Weinbau seit Jahrhunderten miteinander verbindet, facettenreich präsentiert.
Napoleonmuseum Arenenberg
Ausstellung: 2000 Jahre Wein auf Arenenberg:
Ab 1. Mai 2025
https://napoleonmuseum.tg.ch/
Museum für Archäologie Thurgau
Ausstellung: Bacchus & Co. – Wein am Bodensee:
Noch bin 11. Mai 2025
https://archaeologiemuseum.tg.ch/
Naturmuseum Thurgau
Ausstellung: Hermann Müller-Thurgau – Louis Pasteur der Schweiz:
17. April bis 19. Oktober 2025
https://naturmuseum.tg.ch/
Ittinger Museum / Kunstmuseum Thurgau
https://kunstmuseum.tg.ch/
Wein und Wohlstand – Ein Themenraum:
Ab 6. April 2025
Historisches Museum Thurgau
Themenjahr 2025: Reben & Beben. Historische Umbrüche im Thurgau
https://historisches-museum.tg.ch/
Weitere Informationen zum Projekt: https://museen.tg.ch/wein-am-bodensee-2025.html/13656
Das Napoleonmuseum Arenenberg in Kürze:
Das seit 1855 zu besichtigende Napoleonmuseum Arenenberg ist das einzige deutschsprachige Museum zur napoleonischen Geschichte. Sein Forschungsgebiet reicht von der französischen Revolution bis zum Ersten Weltkrieg. Zu diesem Zweck unterhält das Haus wertvolle Sammlungen verschiedener Genres sowie ein umfangreiches Archiv. Seine ca. 25'000 Bände umfassende Forschungsbibliothek wird laufend erweitert. Seit einigen Jahren unterzieht sich das Napoleonmuseum einem Wandel. Zusätzliche Räume des ehemaligen Schlossguts Arenenberg erlauben es, aus dem bestehenden Haus ein modernes Institut zur Erforschung, Bewahrung und Präsentation der napoleonischen Geschichte zu entwickeln. Die Sammlung umfasst weltweit begehrte Ausstellungsstücke.
Mit jährlich rund 30'000 Besuchern zählt das Museum darüber hinaus zu den Anziehungspunkten des Bodenseegebietes. Regelmässige Sonderausstellungen beschäftigen sich mit Facetten der napoleonischen Geschichte am Bodensee. Der umliegende Landschaftspark ist frei zugänglich. In der «Arenenberger Gartenwelt» können Besucher eine Gartenzeitreise en miniature erleben. Der Museumsshop besitzt den Charme einer Boutique und bietet neben Napoleonika auch regional- und landestypische Produkte an.
Aufgrund seiner Lage am internationalen Bodensee und seiner Geschichte versteht sich das Napoleonmuseum Arenenberg als Mittler zwischen den Staaten. Frankreich, die Schweiz, Deutschland, Italien, England, Polen, die USA: Es gibt praktisch kein Land zu dem die Familie Bonaparte von Schloss Arenenberg aus nicht in Verbindung stand. Dieser Tradition folgend unterhält das Napoleonmuseum umfangreiche internationale Kontakte.
Der Arenenberg in Kürze:
Der Arenenberg verbindet auf einzigartige Weise Landwirtschaft, Genuss, Kultur und Bildung. Er beherbergt nebst dem Hotel- und Gastronomieangebot das Napoleonmuseum mit Schloss und Park, das Ausbildungs-, Beratungs- und Dienstleistungszentrum für Landwirtschaft und ländliche Hauswirtschaft des Kantons Thurgau und das schweizerische Kompetenzzentrum für Musikinstrumentenbau.